Wenn man den Zahlen von Tesla glauben darf, denn geht die E-Mobilität in eine neue Runde. Neben dem Branchen-Pionier sind aber wohl besonders chinesische Mobile stark im Fokus. Denn sie sind deutlich günstiger und setzen auch in Sachen Technik und Innovation neue Maßstäbe. In der vergangenen Woche hat der Pariser Autosalon seine Pforten geschlossen. Die wichtige Branchenmesse zeigte eindrucksvoll den wachsenden Einfluss chinesischer Autobauer wie z.B. des Herstellers „Build Your Dreams (BYD)“ auf den europäischen Markt. Zwar haben sich die Absatzzahlen wegen der abwärts gerichteten Konjunkturlage zuletzt schwächer entwickelt, Branchenexperten erwarten aber mit dem Jahreswechsel neue staatliche Förderungen, um das Geschäft mit den „umweltgerechten Mobilen“ anzuheizen. Vieles steht und fällt aber auch mit der anstehenden US-Wahl. Ein Sieg von Kamala Harris würde die Wahrscheinlichkeit für die Fortführung der ökologisch orientierten Politik Bidens sicher erhöhen. Wo liegen die Chancen für Anleger?
Pariser Autosalon – Die chinesische Dominanz ist auffällig
Europäische Anleger folgen Warren Buffett und investieren seit Jahren massiv in BYD (FRA: BYD; WKN: A0M4W9; ISIN: CNE100000296). Das Unternehmen setzt mit seinen innovativen Technologien und kurzen Produktzyklen europäische Konzerne wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz massiv unter Druck. Seit seiner Gründung 1995 hat sich BYD von einem Batteriehersteller zu einem globalen Giganten im Bereich der Elektromobilität entwickelt. Mit der Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette, einschließlich der Batterieproduktion, hat sich das Unternehmen damit einen strategischen Vorteil im Bereich der Elektrofahrzeuge aufgebaut. Die eigenentwickelte „Blade-Battery“ zählt heute zu den modernsten Aggregaten auf dem Speichermarkt. Während europäische Hersteller versuchen, mit diesen technologischen Fortschritten Schritt zu halten, bleiben sie in vielen Bereichen, insbesondere bei Softwarelösungen und der Fahrzeugkonnektivität, im Rückstand.
Auf der anderen Seite versucht die Europäische Union, den zunehmenden Import von chinesischen Elektrofahrzeugen durch die Einführung von Zöllen zu bremsen, um die heimische Autoindustrie zu schützen. Ein zweischneidiges Schwert, denn viele Unternehmen befürchten, dass China im Gegenzug den Marktzugang für Hersteller aus der EU einschränken könnte. Besonders trifft es dabei deutsche Premium-Hersteller, die stark auf den chinesischen Markt angewiesen sind. Die Regierung in Beijing fordert inländische Automobilhersteller als Reaktion auf EU auf, die Expansion in Europa wegen der anhaltenden Zollstreitigkeiten zu stoppen, berichtete zuletzt die US-Nachrichtenagentur Bloomberg. Eine langjährig gut laufende Handelsbeziehung wird durch diese Protektionsmaßnahmen belastet.
Fast die Hälfte der chinesischen Konsumenten plant, demnächst ein Elektrofahrzeug zu kaufen, was den lokalen Herstellern weiteren Rückenwind verschafft. Auch in der EU steigt das Interesse, insbesondere in Deutschland wollen 26 % der Verbraucher in den nächsten 2 Jahren ein Elektroauto erwerben. Das StartUp NIO (NASDAQ: NIO; WKN: A2N4PB; ISIN: US62914V1061) hat in China ein Batterie-Tauschsystem etabliert, welches in Europa noch nicht zugelassen ist. Hiermit wird es möglich, die Ladezeiten durch einfaches Auswechseln auf 10 Minuten zu reduzieren. Investoren sollten die chinesischen Technologie-Konzerne weiter auf dem Radar haben, denn der Automobilmarkt unterliegt einem grundlegenden Wandel. BYD wächst mit 15 bis 20% pro Jahr, NIO wird erst ab 2028 Gewinn machen. Hier ist Timing gefragt.
Tesla – Elon Musk haut wieder auf die Pauke
Der texanische E-Mobilitäts-Pionier Tesla (NASDAQ: TSLA; WKN: A1CX3T; ISIN: US88160R1014) hat die Marktteilnehmer wieder einmal eines Besseren belehrt. Während dessen CEO und Gründer Elon Musk wegen seiner Trump-Wahlunterstützung bei vielen westlichen Institutionen in der Kritik steht, laufen die Geschäfte bei Tesla wieder deutlich besser. Nach guten Quartalszahlen legt Elon Musk bei seinem vollmundigen Versprechen, Tesla zum führenden Anbieter selbstfahrender Autos zu machen, noch einmal nach. Obwohl noch gar nicht vollständig für den Betrieb zugelassen, will er ab 2025 jährlich mindestens zwei Millionen Fahrzeuge des spezialisierten Robotaxi-Modells „Cybercab“ bauen. Musk schränkte ein, dass die Vorhersage eher den „Best Case“ beschreibt, trotzdem wird bald jeder Tesla von der Stange in der Lage sein, autonom zu fahren. Eine Zusicherung, die mittlerweile bis ins Jahr 2016 zurückgeht. Derzeit ist Teslas „Autopilot“-Software auch in der fortgeschrittenen Version nur ein Fahrassistenz-System, bei dem der Mensch am Steuer in der Verantwortung bleibt und jederzeit bereit sein muss, die Kontrolle zu übernehmen. Branchenexperten bezweifeln, dass es bei den derzeitigen Infrastrukturen und Verkehrsdichten in den USA überhaupt verlässlich möglich ist, ein führerloses Fahrzeug per Internet und KI sicher durch alle Verkehrssituationen zu schiffen.
Hier könnte allerdings Musks Unterstützung für den Ex-Präsidenten Donald Trump ins Spiel kommen, der wieder ins Weiße Haus einziehen will. Trump hatte in Aussicht gestellt, bei seinem Wahlsieg Musk an die Spitze eines Gremiums zur Kontrolle der Staatsausgaben zu setzen und eine landesweite Regelung zur Zulassung autonomer Autos einzuführen. Im ersten Halbjahr 2025 will Musk wegen des hohen Wettbewerbs auch ein günstigeres Tesla-Modell auf den Markt bringen. Nach eigenen Aussagen wird der Fahrzeugabsatz im kommenden Jahr um 20 bis 30% zulegen, im laufenden Jahr erwarten Analysten allerdings ein Unterbieten der Vorjahreszahlen. Mit Blick auf das abgelaufene Quartal stiegen die Auslieferungen um 6% auf knapp 463.000 Fahrzeuge. Den Löwenanteil davon machten mit rund 440.000 Einheiten die günstigeren Modelle 3 und Y aus. Beim Quartalsumsatz verfehlte Tesla die Analysten-Prognosen allerdings um etwa 200 Mio. USD. Die Erlöse stiegen im Jahresvergleich dennoch um 8% auf knapp 25,2 Mrd. USD, aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten an Autobauer mit Verbrennungsmotoren generierten die Texaner rund 5 Mrd. USD. Unterm Strich stieg der Tesla-Gewinn im Jahresvergleich um 17% auf rund 2,17 Mrd. USD, das liegt rund 25% über den Markterwartungen. Kein Wunder, dass die Aktie mit einem wahren Freudensprung von über 20% auf 258 USD durchstartete. Damit ist das KGV 2024e wieder über der magischen 100 angelangt. Wem das zu teuer ist, der blickt nach Europa, dort gibt es Auto-Hersteller mit KGV 3 bis 5.
VW, Mercedes und QuantumScape – Prinzip Hoffnung ist angesagt
Der Wolfsburger Automobilgigant Volkswagen (XETRA: VOW3; WKN: 766403; ISIN: DE0007664039) hat das Jahr 2024 schon abgeschrieben. Im dritten Quartallieferte der Konzern weltweit 2,18 Mio. Fahrzeuge aller Marken aus, 7,1 % weniger als im Vorjahr. Der Absatz von E-Fahrzeugen verringerte sich um knapp 30 % und die Auslieferungen nach China gingen um 15 % nach unten. Trotzdem hat der Kurs nun Mitte Oktober eine Stabilisierung über der 90 EUR-Marke erreichen können. Denn die Restrukturierung ist bereits in den Köpfen der Anleger angekommen, sie wird schmerzlich und insbesondere der Arbeitsplatzabbau in Deutschland könnte einige Milliarden kosten. Nicht viel besser erging es der Premium-Schmiede aus Stuttgart im dritten Quartal. Die Mercedes-Benz Group (XETRA: MBG; WKN: 710000; ISIN: DE0007100000) hat wegen der Schwäche auf dem wichtigen chinesischen Markt einen herben Gewinneinbruch erlitten. Bei einem 6,7% niedrigeren Umsatz von 34,5 Mrd. EUR sackte das EBIT im Jahresvergleich um fast die Hälfte auf 2,52 Mrd. EUR ab, die um Sondereffekte bereinigte operative Gewinnmarge kollabierte von 12,4% im Vorjahr auf nur noch 4,7%. Mercedes-Chef Ola Källenius hatte bereits im September die Gewinnprognosen des Konzerns deutlich gesenkt, damit blieb die Kursreaktion nach unten aus.
Die Investment-Community blickt aber nach vorne. So konzentrieren sich einige Investoren mittlerweile auf das innovative Umfeld der Automobilindustrie und das muss nicht unbedingt in Deutschland sein. Jeder weiß, dass es ohne Anpassungsdruck hierzulande wenig Bewegung geben wird. Umso mehr gelangen die Zukunftsthemen in den Fokus und damit auch interessante Auslandstitel. Der amerikanische VW-Partner QuantumScape (NASDAQ: QS; WKN: A2QJX9; ISIN: US74767V1098) hat mit der Produktion seiner neuen B-Muster-Zellen begonnen. Hier hoffen Marktexpertenauf einen Durchbruch bei der Feststoffbatterie. Diese neuartigen Batteriezellen sollen in Kleinserien produziert und für Tests an Kunden in der Autobranche ausgeliefert werden. Laut Experten könnten Festkörper-Lithium-Metall-Batterien, die erstmals anodenfrei sind, das Potenzial haben, die Elektrofahrzeugindustrie komplett auf den Kopf zu stellen. Denn mit Aggregaten dieses Typs sollen Elektroautos weiter fahren und deutlich schneller aufgeladen werden können. Laut QuantumScape laden die Zellen von 10 auf 80 Prozent in nur 12 Minuten und bieten eine Energiedichte von 844 Wattstunden pro Liter. Feststoffbatterien gelten als langlebiger, zuverlässiger und noch sicherer als die herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien. QuantumScape Aktien legten auf die Fortschrittsmeldung zeitweise mehr als 30 Prozent zu, ein Anstieg der weder bei VW noch Mercedes aktuell möglich scheint. Doch trotz dieser technologischen Meilensteine bleiben die finanziellen Herausforderungen. So meldeten die US-Amerikaner für Q3 einen EBITDA-Verlust von 71,6 Mio. USD, im gesamten Jahr sollen es minus 280 bis 300 Mio. USD sein. Analysten auf der Plattform Refinitiv Eikon erwarten erst ab 2030 den ersten Gewinn, sofern die Batterie-Entwicklung je in einer großen Fabrikationsserie Anwendung findet. Für diesen Hoffnungsfunken zahlen Investoren an der NASDAQ bereits eine Marktkapitalisierung von aktuell 3,25 Mrd. USD. Wegen der hohen Volatilität ist die Aktie nur für spekulative Investoren geeignet, VW hingegen notiert aktuell mit einem KGV von 3,8 und einer Dividenden-Rendite von knapp 8%.
Globe Metals & Mining – Neue Batterietechnik mit Niob im Gepäck
Wer an neue Batterie-Antriebsaggregate denkt, stößt auf weitere Innovationen, die sich aus dem Spektrum seltener Metalle ergeben. Wie bei QuantumScape befinden sich Forscher und Entwickler in Universitäten und direkt bei Herstellern bereits auf einem guten Weg. In wenigen Jahren dürfte es neben den Lithium-Ionen-Batterien also noch viele weitere Batterietypen geben, die dann Millionen von Stromern antreiben. Die Ziele sind klar: Für das Erschließen des automobilen Massenmarktes müssen die Leistung und die Reichweiten steigen, die Ladezeiten aber stark abnehmen. Zudem gilt es, die Kosten weiter radikal zu senken. Schon heute sind Batterien deutlich günstiger als vor zehn Jahren. Doch wie einst bei der Solartechnologie gilt: Es geht immer noch billiger bei besserer Leistung. Im Gespräch ist neben Natriumchlorid für Festkörper-Anwendungen, z.B. im Mobilitätsbereich auch Vanadium und das seltene Niobium, beides bietet schon heute mehr Leistungsdichte und eine höhere Betriebssicherheit. Toshiba hatte bereits im Jahr 2022 eine Batterie vorgestellt, welche Super Charge Ion Battery (SCiB) genannt wurde. Nun hat man diese Innovation zu einer Variante mit Niob-Titanat (NTO) weiterentwickelt, welche laut Toshiba eine dreimal größere volumetrische Energiedichte als die sogenannten LTO-Batterien haben soll. Für den Leistungsbetrieb im Fahrzeug eine technische Revolution!
Hinzu kommt: Niobium ist auch für weitere High Tech-Anwendungen gefragt und kommt in der Luft- und Raumfahrt, bei optischem Glas sowie Supraleitern zum Einsatz. Spezialisiert auf das seltene Metall Niobium hat sich der australische Explorer Globe Metals & Mining (ASX: GBE; WKN: A0HMWV; ISIN: AU000000GBE0). Das chemische Element Nr.41 gibt es in ausreichender Menge nur in Brasilien, Kanada und Afrika. Globe Metals will das seltene Metall aus dem Kanyika-Projekt in Malawi gewinnen. Die meisten behördlichen Genehmigungen für den Abbau hat man schon erhalten, auch die Einigung mit der örtlichen Bevölkerung ist erfolgt. Um eine erfolgreiche Machbarkeits-Studie auf den Weg zu bringen, hat das Unternehmen nun erste Kontakte für mögliche Abnahmevereinbarungen geknüpft. Ein Interessent ist der belgisch-niederländische Spezialist für Vorlegierungen Affilips, mit einer Exportleistung von jährlich etwa 50.000 Tonnen in 80 verschiedene Länder. Zu den Kunden von Affilips gehören Abnehmer aus verschiedenen metallverarbeitenden Branchen. Die Vorlegierungen auf Aluminium-, Kupfer-, Nickel-, Kobalt- und Zinkbasis werden u.a. für die Herstellung von Spezialstählen und Superlegierungen für Flugzeugtriebwerke und Kernreaktoren verwendet. Aktuellen Meldungen zur folge würde Affilips bis zu 32% der erwarteten jährlichen Produktion von hochreinem Niobpentoxid aus dem Kanyika-Projekt in Malawi abnehmen. Vorgesehen ist zunächst eine dreijährige Vertragslaufzeit beginnend im Mai 2026.
Globe Metals CEO Paul Smith kommentierte: „Solche Vereinbarungen sind ein entscheidender Bestandteil der Entwicklung des Projekts und der anschließenden Generierung von nachhaltigen Cashflows“. Mittlerweile gilt das Kanyika-Projekt in Einkäuferkreisen als hochrelevant für den Bezug des unverzichtbaren Nischenmetalls. Der potenzielle Kunde Affilips braucht wie viele andere, stabile Lieferanten aus einer sicheren Jurisdiktion. Gerade in einer Zeit, die von zunehmenden Unsicherheiten geprägt ist, suchen globale Industriekonzerne vermehrt nach Zulieferern, welche keinen geopolitischen Risiken ausgesetzt sind. Haben sie einen attraktiven Partner gewonnen, bilden sich über Jahre stabile Lieferketten. Sie sind unersetzlich für die arbeitsteilige Produktion an multi-nationalen Standorten. Insgesamt sehr gute Aussichten für das noch junge Unternehmen Globe Metals & Mining. Die Aktie ist in Australien und Frankfurt handelbar, am Heimatmarkt werden aktuell Kurse zwischen 0,045 und 0,05 AUD aufgerufen. Die Marktkapitalisierung liegt noch bei niedrigen 15 Mio. EUR, der Chart und die Umsätze weisen aber jüngst nach oben. In einem Zukunfts-Portfolio macht ein Niob-Engagement innerhalb des Sektors strategischer Energiemetalle durchaus Sinn. Globe Metals im Speziellen könnte im nächsten E-Mobilitäts-Move richtig Freude machen.
Fazit
Noch ist nicht entschieden, ob Deutschland mit seiner historisch starken Automobil-Industrie die Kurve zu einer neuen Innovationswelle stemmen kann. Denn hier braucht es Investitionen und visionäres Unternehmertum. Aktuell mangelt es Europa an Dynamik in den wirtschaftlichen Themen, es wäre daher dringend von Nöten, den Fokus von sozialpolitischen Luxusthemen auf eine Erneuerungs- und Modernisierungspolitik zu legen. Denn während Brüssel ergebnislos diskutiert, holt sich China immer mehr Marktanteile auf den Weltmärkten. Kreativ und technologieoffen – die anstehenden Entwicklungsschritte in der Batterietechnik werden gewaltig sein! Und während Deutschland gerade jetzt erst begreift, dass man in diesen Themen um Jahre hinterherhinkt, etablieren sich neue Megatrends. Dynamische Anleger mit Weitblick sollten schon heute entsprechende Weichstellungen in ihren Portfolios vornehmen. Eine Umschichtung in die neuen Marktführer oder in Nischenanbieter wie Globe Metals kann in Minuten erfolgen, Manager werden hingegen noch einige Zeit brauchen, um ihre laborierenden Weltkonzerne des letzten Jahrtausends auf einen erfolgreichen Zukunftskurs zu trimmen.
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